Die Bergische Kaffeetafel - "Koffedrenken mit allem dröm on draan"

Sie ist die Krönung der Bergischen Gastlichkeit und eine Mahlzeit, die man in dieser Art in keiner anderen deutschen Region finden kann. In letzter Zeit hat sie leider fast überall im Bergischen Land dem allgemein in Deutschland verbreiteten Nachmittagskaffee mit Kuchen und Torten Platz gemacht. Aber in einigen bergischen Familien kennt man sie noch und bewirtet liebe Gäste gerne mit dieser üppigen Spezialität. Auch einige gute bergische Gasthäuser bieten die Bergische Kaffeetafel an.

Die Bergische Kaffeetafel zeigt dem Gast sehr deutlich, was man im Bergischen Land unter Gastfreundschaft versteht. Wenn Gäste ins Haus kommen, bietet man alle guten Dinge an, die man im Haus hat. So erklärt sich die für Menschen aus anderen Regionen etwas "merkwürdige" Zusammenstellung der Speisen. Die einzelnen Bestandteile sind in jeder Familie etwas unterschiedlich. Je nachdem, wie man finanziell gestellt war, konnte man den Gästen etwas mehr oder nicht ganz so viel bieten. Gespart wurde auf jeden Fall nicht, es wurde reichlich aufgetischt. Auch in den ärmsten Familien wurde echter Bohnenkaffee angeboten, der damals sehr teuer war und deshalb auch manchmal mit etwas Malzkaffee gestreckt werden musste. Wegen des hohen Kaffeepreises wurden die Handkaffeemühlen damals auch "Bankerötter" genannt. Wenn fürs Kaffeekränzchen zuviel von den teuren Bohnen verbraucht wurde, war man bankrott.

Drei Dinge gehören auf jeden Fall immer zur Kaffeetafel:  frischgebackene Waffeln, Reisbrei mit Zucker und Zimt und natürlich der Kaffee, angeboten in der "Dröppelminna", einer Kranenkanne aus Zinn. Die Kanne hat ihren Namen der Tatsache zu verdanken, daß sich der "Koffemott", also der Kaffeesatz, unten in der Kanne absetzte. Kaffeefilter gab es früher noch nicht. Ging der Inhalt langsam zur Neige, musste man die Kanne etwas kippen, damit noch Kaffee aus dem Kranen in die Tasse laufen konnte. Der "Mott" geriet daher manchmal mit in den Hahn und verstopfte ihn, so dass der Kaffee nur noch in die Tasse "dröppelte". Heute tut er das natürlich nicht mehr, weil der Kaffee ja gefiltert in die Kanne gegeben wird.

Die folgenden leckeren Dinge stehen in unserer Familie traditionell auf dem Tisch, wenn es etwas zu feiern gibt:

• Frisch aufgebrühter Kaffee in der Dröppelminna
• Frisch gebackene Bergische Waffeln
• Milchreisbrei, bestreut mit Zucker und Zimt
• Nullbrot (ein bergisches Roggenmischbrot)
• selbstgebackenes Schwarzbrot
• Butter
• Klatschkäs (gerührter, weißer Schichtkäse)
• junger oder mittelalter Gouda
• Kastenstuten mit oder ohne Rosinen
  
• Honig
• Apfelkraut oder Rübenkraut
• Napfkuchen mit Rosinen und Puderzucker
  
• Burger Brezeln
• Bergischer Gusszwieback
• und zur Verdauung nach dem Essen roter Aufgesetzter und Bergischer Korn.

Manche bieten zusätzlich noch Muzen oder Ballebäuschen, süße Leineweber, Apfelkompott, Marmelade, Wurst oder Schinken an. In vielen Gasthäusern erhält man die Waffeln mit heißen Kirschen und Sahne oder mit Reisbrei, Zucker und Zimt. Die heißen Kirschen sind aber keine traditionelle bergische Spezialität, sondern erst seit einiger Zeit in den Restaurants in Mode.

Es gibt nichts schöneres, als den Anblick eines so liebevoll gedeckten Kaffeetisches mit selbstgestickter Tischdecke und dem guten "Zwiebelmuster-Geschirr" oder Omas Sammeltassen, reich beladen mit all den guten Dingen. Möchtest Du bei einem solch leckeren Mahl nicht gerne zu Gast sein?